Legendenbildung?

Schon im Februar habe ich darüber berichtet, dass der Händler Davide Parmegiani ins Auktionsgeschäft einsteigt. Zugegeben, ich war etwas überrascht das die Meldung damals in den Foren und Seiten wie Hodinkee so wenig Beachtung fand.

Am 17. Juli steht jetzt die erste Versteigerung (in der neuen Ära Parmegiani?) in Monaco an. Und ich muss sagen, ich bin begeistert von der Auswahl und dem Zustand der angebotenen Uhren. Denn viele der Uhren haben Patina, zeigen ihr wahres Alter und verstecken ihre Geschichte nicht. Im Vergleich zu anderen Auktionen, wo die Hochglanzfotos und der makellose (sterile?) Zustand der Zifferblätter oft für Verwunderung sorgen. Durch eine innovative Lupenfunktion, lassen sich die Uhren auch für Online-Bieter gut untersuchen. Leider fehlen auch hier wie meistens die Werksbilder.

Also 10 von 10 Punkte für die Monaco Legend Auction? Nicht ganz, denn eine Entwicklung, die man auch bei anderen Auktionshäusern findet, nervt mich persönlich sehr. Die vorgegebenen Schätzwerte. OK, wer selber schon einmal versucht hat, eine seltene Uhr ohne zuverlässige Vergleichswerte zu verkaufen, weiß wie schwierig die richtige Preisfindung ist. Aber die extrem großen Preisspannen, mit denen die Auktionshäuser inzwischen agieren, geben den interessierten Sammlern immer weniger seriöse Anhaltspunkte über den Zustand & Wert der angebotenen Uhren. Die Expertise der Auktionshäuser sollte sich auch in den Schätzwerten widerspiegeln und für mehr Transparenz sorgen.

Doch genug gemeckert. Hier meine persönlichen Top 3. Alle drei Uhren sind  im “noch bezahlbaren” Preissegment angesiedelt, doch es würde mich nicht wundern, wenn es zu interessanten “Bietergefechten” kommen sollte.

Lot 48 Vetta Chronograph

Lot 48 Vetta Chronograph
Schätzwert €14.000-28.000 © Monaco Legend Auctions

38mm Durchmesser, check, schwarzes Zifferblatt mit Multiscale, check, Chronographenfunktion, check, hermetic (verschraubtes) Gehäuse, check, breite Stahl-Lünette, check.

So einfach ist es manchmal, die Sache auf den Punkt zu bringen. Selbst die vermutlich schon einmal neu gelumten Zeiger können den Gesamteindruck nur leicht schmälern. Aber das lässt von Profis wie Mr. H. in GB ja problemlos beheben. Allerdings ist der Preis für die Uhr recht ambitioniert, ich bin gespannt wie sie sich schlägt.

Lot 225 Ulysse Nardin Sector dial

Lot 225 Ulysse Nardin
Schätzwert € 5,000 – 10,000 © Monaco Legend Auctions

Sehr moderat ist hingegen der Schätzwert für einen fast zeitgleichen Chronographen aus dem Hause Ulysse Nardin. Das wunderschöne Sector dial dürfte sicher nicht nur bei mir für Schnappatmung gesorgt haben. Die olivenförmigen Drücker und die eleganten Zeiger runden das Erscheinungsbild stimmig ab. Das ganze in einem 39mm großen, unpolierten Gehäuse, was will man mehr?

Nun vielleicht das die Uhr im Schätzwert bleibt, aber das wäre für mich wirklich eine große Überraschung!

Lot 76 Rolex “Disco volante”

Lot 76 Rolex “Disco volante”
Schätzwert € 5,000 – 10,000 © Monaco Legend Auctions

Na gut, auch eine Rolex soll in der Auswahl nicht fehlen! Aber wenn schon, dann wirklich etwas Außergewöhnliches. Keine Daytona, keine Sub, sondern etwas wirklich ausgefallenes. Wie dieser kleine Rolex “Disco volante” Chronometer. Wer meinen letzten Blog-Eintag gelesen hat, weiß das ich vor kurzem das große Glück hatte, eine ähnliche Uhr aus dem Hause Longines zu finden. Ja, die Uhr ist mit einem 34mm Durchmesser für heutige Verhältnisse eher klein, und durch die doppelt umlaufende Stahl-Lünette ist das Zifferblatt noch kleiner. Aber wer eine ähnliche Uhr schon einmal getragen hat, der weiß um die Eleganz und Aesthetik dieser extrem seltenen Modelle.

Mal sehen, ob andere Sammler meine Begeisterung für die frühen UFO-Uhren teilen…